Was vorher war, ist vergangen, etwas völlig Neues hat begonnen.@2 Korinther 5:17
Porträt
Emmanuel Geibel (1815–1884)

Em­ma­nu­el Gei­bel (1815–1884).

Jus­tin H. Knecht, 1793 (🔊 pdf nwc).

Porträt
Justin H. Knecht (1752–1817)

Die Lerche stieg am Os­ter­mor­gen
Empor ins klarste Luft­ge­biet
Und schmet­tert’, hoch im Blau ver­bor­gen,
Ein freud­ig Auf­er­steh­ungs­lied,
Und wie sie schmet­ter­te, da klang­en
Es tausend Stim­men nach im Feld:
Wach auf, das Alte ist ver­gang­en,
Wach auf, du froh verjüngte Welt!

Wacht auf und rauscht durchs Tal, ihr Bron­nen,
Und lobt den Herrn mit froh­em Schall!
Wacht auf im Früh­lings­glanz der Son­nen,
Ihr grünen Halm’ und Läub­er all!
Ihr Veilchen in den Wald­es­gründ­en,
Ihr Primeln weiß, ihr Blüte­n rot,
Ihr sollt es alle mit verkünden:
Die Lieb’ ist stärker als der Tod.

Wacht auf, ihr trägen Menschenherzen,
Die ihr im Winterschlafe säumt,
In dumpfen Lüsten, dumpfen Schmerzen
Ein gottentfremdet Dasein träumt.
Die Kraft des Herrn weht durch die Lande
Wie Jugendhauch, o laßt sie ein!
Zerreißt wie Simson eure Bande,
Und wie der Adler sollt ihr sein.

Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnen
Gebrochen an den Gräbern steht,
Ihr trüben Augen, die vor Tränen
Ihr nicht des Frühlings Blüten seht,
Ihr Grübler, die ihr fern verloren
Traumwandelnd irrt auf wüster Bahn,
Wacht auf! Die Welt ist neugeboren,
Hier ist ein Wunder, nehmt es an!

Ihr sollt euch all des Heiles freuen,
Das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen
Im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte,
Jung wird das Alte fern und nah,
Der Odem Gottes sprengt die Grüfte—
Wacht auf! der Ostertag ist da.